Zur Geschichte der Gernacher Glocken- Glockenraub
Im Jahr 1908 wurden vier neue Bronzeglocken angeschafft, weil nach Auskunft des Glockenbauers eine Abstimmung der vorhandenen Glocken nicht möglich war. Am Palmsonntag, den 12. April 2008 wurden sie geweiht. Die drei größeren Glocken wurden von den Nationalsozialisten gegen den erbitterten Widerstand vieler Gernacherinnen und Gernacher im Jahr 1941 vom Glockenturm entfernt und abtransportiert. Gernach war die erste der 77 Gemeinden im damaligen Landkreis Gerolzhofen, in die die Glocken abgenommen wurden. Der Widerstand war enorm: Die Ministranten läuteten Sturm, als das Kommando, das die Glocken entfernen sollte, anrückte. Die Mütter versammelten sich mit ihren Kindern vor der Kirchtüre und versuchten, die Männer, die die Glocken aus dem Glockenturm entfernen wollten, am Betreten der Kirche zu hindern. Manche Mütter warfen ihre Mutterkreuze dem Abholkommando der Glocken vor die Füße. Erst beim dritten Anlauf, mit verstärkten Kräften gelang es, die Glocken zu rauben. Die Kirchtüre war zunächst von innen verbarrikadiert worden, um so den Eintritt in die Kirche zu verwehren. Vier Gernacher Männer wurden nach dem Glockenraub inhaftiert, erst nach etwa zehn Tagen kamen sie wieder frei. Der Glockenraub war eine der vielen Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen die Kirche: Der Lehrer durfte ab 1940 den Dienst als Organist nicht mehr wahrnehmen, der Kaplan musste sechs Wochen im Gefängnis verbringen, weil er den Brief, der zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufforderte, verteilt hatte. (Diese Informationen sind dem Buch Gernacher Geschichte und Geschichten von Hugo Hetterich entnommen).