Gedichte und Texte zum Thema Glocken

Sprichwörter mit Glocken

"Was die Glocke geschlagen hat". Der Ursprung dieser Redensart kommt daher, dass Glocken "außerkirchlich" nur bei außerordentlichen Anlässen geläutet werden durften, und zwar je nach Anlass wurde eine bestimmte Glocke geläutet. Wer also die Sprache der Glocke verstand, wusste dann "was die Glocke geschlagen hat". (http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J32H2S60.pdf). "Etwas an die große Glocke hängen" Damit soll gesagt werden, dass jemand etwas überall bekannt macht. Das hängt mit dem Rechtsbrauch zusammen, dass die Schöffen zu Gerichtsverhandlungen durch das Läuten der großen Kirchenglocken zusammengerufen wurden. "Man hat noch nicht mit allen Glocken geläutet". Das will sagen, dass man noch Zeit hat, denn erst wenn es "zusammenläutet, d.h. alle Glocken läuten, ist der Beginn des Gottesdienstes nahe.

"Man hat etwas läuten hören": Man hat von einer Angelegenheit etwas gehört, weiß aber nichts Genaues. Das hat damit zu tun, dass die Bedeutung der verschiedenen Läutarten nur den Eingeweihten, Ortsansässigen bekannt war. Wer diese Bedeutung nicht kennt, weiß nicht "was die Glocke geschlagen hat".

"Jetzt schlägt´s dreizehn" Da kann etwas nicht mit rechten Dingen zugehen, denn die Glocke schlägt nur höchstens 12 Mal. Da wird eine Grenze überschritten, der Rahmen des Gewöhnlichen wird in bedrohlicher Weise gesprengt. Darüber hinaus: die Zahl 13 bringt Unglück, so der (Aber-)glaube.

Wo Glocken sonst noch in Redensarten präsent sind:

"Die Alarmglocken läuten"

"Was die Stunde geschlagen hat"

Ausführliche Informationen über Glocken, insbesondere über ihre Bedeutung in den Kulturen weltweit unter https://de.wikipedia.org/wiki/Glocke. Interessante Einblicke in die Geschichte der Glocke, ihre Bedeutung für Kulturen weltweit und für das christliche Abendland bietet auch das Glockenmuseum in Greifenstein. Die "Glockenwelt Burg Greifenstein" ist mit über 100 Glocken "die in ihrer Art bedeutenste Glockensammlung Europas" - so die Homepage der "Glockenwelt (https://burg-greifenstein.net/).

weitere Infos auch auf der Homepage des Deutschen Glockenmuseums: https://glockenmuseum.de/. Dort ist auch das Läuten von Glocken aus verschiedenen Kirchen und Domen zu hören.

Gedichte zum Thema "Glocken"

Wenn im Turm die Glocken läuten
Wenn im Turm die Glocken läuten,
kann das vielerlei bedeuten.
Erstens, dass ein Festtag ist.
Dann dass Du geboren bist.
Drittens, dass dich jemand liebt.
Viertens, dass dich's nicht mehr gibt.
Kurz und gut, das Glockenläuten
Hat nur wenig zu bedeuten.
Erich Kästner

Das Lied von der Glocke

Ausschnitte aus der Glocke von Schiller
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
Frisch, Gesellen! seyd zur Hand.

Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,

Den schlechten Mann muß man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es seyn,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein,
Kocht des Kupfers Brey,
Schnell das Zinn herbey,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise.
_Friedrich Schiller (1759 - 1805)

Wir hören den Klang der Glocken
Wir hören den Klang der Glocken
und sehen das Licht der Freude
wir schmecken die Bitterkeit der Verzweiflung
und spüren die Nähe der Liebe
wir riechen den Duft des Seins
und wissen dennoch nicht
ob unser Leben
nicht viel mehr Dimensionen hat
als uns bewußt ist
© Gerald Dunkl (*1959), österreichischer Psychologe und Aphoristiker

Das ist´s, was mich ganz verstöret.
Das ists, was mich ganz verstöret:
daß die Nacht nicht Ruhe hält,
wenn zu atmen aufgehöret
lange schon die müde Welt.

Daß die Glocken, die da schlagen,
und im Wald der leise Wind
jede Nacht von neuem klagen
um mein liebes, süßes Kind.

Daß mein Herz nicht konnte brechen
bei dem letzten Todeskuß,
daß ich wie im Wahnsinn sprechen
nun in irren Liedern muß.
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)

Sonntag, Sonntag!

Sonntag, Sonntag! horch, der Glocken
Lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
Locken sie mich in den Wald.

Wie verschieden die Wege scheinen,
Einem Ziel doch streben sie zu;
Denn den Ewigen, Einzig-Einen
Suchen wir beide, ich und du.

Gar verschiedene Wege sind es,
Doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint er im Säuseln des Windes,
Dir im wogenden Orgelspiel.
Adolf Schults (1820 - 1858),

In der Nummer 8 der Zeitschrift Christ in der Gegenwart vom 23. Februar 2020 erschien der Text "Wo die Glocken hängen" - eine Meditation über die Glocken von Gotthard Fuchs.

In unseren Tagen scheint das Lied der Glocke zu verklingen
In unseren Tagen scheint Das Lied der Glocke zu verklingen. Geschäftige Gedankenlosigkeit ist dabei nachzuholen, was weder Revolutionären noch Kriegsherren gelang: Die Glocke als Bindeglied zwischen dem „Ich“ und der Gemeinschaft in Frage zu stellen. Natürlich kommt "Der Göttin Vernunft" das Geklingel widrig vor, das so störrisch gegen den Zeitgeist anläutet und Hans Magnus Enzensberger hält Schillers Glocke gar für festgemauert und entbehrlich. Er irrt. So wie der Glocke Ruf im Getöse unseres Alltags oft ungehört verhallt, so bleibt die Stimme aus den Tiefen unserer Seele ohne Widerhall und verklingt, wie der Glocke Klang, im einsamen Gedränge überfüllter Einkaufsstraßen. Glocken und ihr Schicksal sind –wie Schiller im Lied von der Glocke reimt– Bilder und Symbole für uns Menschen und für die Tiefen unseres Seins. Die Glocke steht für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Menschenwürde, die allzu oft gemeinsam mit den Glocken aus vielen Regionen dieser Erde verschwanden, vor allem bei uns in Europa. Aber immer wenn wir der Glocke die Gelegenheit geben zu läuten, hüllt sie die Erde ein mit ihren Klängen, die Widerhall finden in den Weiten des Alls. Wenn wir ihr Gelegenheit geben erinnert sie uns von Zeit zu Zeit innezuhalten, Schlag für Schlag Gedanken an Unvergängliches, also an Dinge zu verschwenden, die wir nicht an den zehn Fingern unserer Hände abzählen können, das im wahrsten Sinne des Wortes Unbegreifliche. Besonders an Festtagen und am Übergang zum neuen Jahr verbinden Glocken mit ihren Klängen Altes und Neues, gestern, heute und morgen. Geschichte und Tradition leben auf, damit daraus Neues entstehen und erblühen kann. Aus Erz gegossen, das aus den Tiefen der Erde kommt, steigt die Glocke aus der Grube empor und grenzt, wie Schiller reimt, an die Sternenwelt. Sie hüllt die Erde ein mit Klängen, die Widerhall finden in den Weiten des Alls und als „Stimme von Oben“ eine täglich neue Botschaft zu uns tragen. So ist die Glocke seit Jahrhunderten unverzichtbares Bindeglied zwischen dem „Ich“ und der „Gemeinschaft“, zwischen Zeit und Ewigkeit.
Der Autor des Textes war bisher nicht zu Identifizieren.